Es ist mir ein dringendes Bedürfnis, hier nun die ständige wiederkehrende Möglichkeit, mich im Wort zum Freitag zu äußern, endlich zu nutzen, mich ohne jede Scham und in aller Öffentlichkeit zu erleichtern (was mir aufgrund der Notwendigkeit der Überwindung einiger nicht unerheblicher innerer Widerstände nicht leicht fallen wird) um die Christen und ihre Kirchen sowohl ehrlich als auch offenen Herzens zu lobpreisen sowie ihnen frohen Mutes für ihre jahrelange und bis heute andauernde Förderung, verbunden mit dem ständigen Vorantreiben des Pastafaritums, meinen tief empfundenen Dank auszudrücken.

Ganz ohne Zweifel werden Spitzfinder jetzt einwenden, die Absicht dieser religiösen Institutionen hätte nicht darin gelegen, uns zu helfen, sondern uns zu schaden. Seit 2014 informieren wir reisende Pastafari an Templins Eingangsstraßen, wie andere Kirchen auch, über Tag und Uhrzeit der wöchentlichen Messe. Wenn man die Worte des katholischen Gemeindereferenten liest, mit denen der in Leserbriefen und im Fernsehen auf uns und unsere Nudelmessenhinweisschilder reagiert hat, kann es keinen anderen Schluss geben:

“Für mich ist es eine Art Karnevalsverein, aber ein bösartiger…. Hier geht es nicht um irgendetwas, sondern um fundamentale Werte des christlichen Abendlandes: Nächstenliebe, Toleranz, Vergebung…. Das „fliegende Spaghettimonster“ steht exakt für das Gegenteil von Toleranz….Die Schilder des Herrn “Spaghettus” müssen ab!“

Was aber wäre, wenn wir wirklich nur für Hilfe dankbar sind, die uns auch ganz bewusst zu teil wird? Würden wir dann nicht unsere eigenen, monstergegebenen ethischen Ansprüche verraten? Wären wir dann nicht auch dort, wo alle Worte nur noch leere Phrasen sind, geschickt und sprachgewandt vorgetragen, doch inhaltlich nicht mehr als leerer Schall unter dem Kirchenschiff?

Der evangelische Pfarrer zeigte Zweifel an seinem obersten Dienstherren. Er vertraute lieber auf die Behörden. Die würden die Schilder schon wieder entfernen lassen. Aber irgendwie muss sich sein Jahwe-Gott dann doch eingemischt haben. Wer sonst sollte wohl Klara Geywitz,)* die damalige religionspolitische Sprecherin der SPD im Brandenburger Landtag und momentane Bundesministerin für teureres Wohnen, dazu gebracht haben, dort eine kleine Anfrage zum Thema zu stellen? Es galt, wenigstens die wichtigsten Unklarheiten zu beseitigen. Ob wir denn eine Religionsgemeinschaft sind, ob wir wirklich freitags Nudelmessen halten und besonders, ob denn unsere Hinweisschilder die richtige Größe haben, wollte die evangelische Christin wissen.

Wo wären wir heute, hätten solche kirchlichen Aktivitäten nicht immer wieder dazu geführt, uns in die Medien zu bringen und noch bekannter zu machen?
Ein besonderer Meilenstein war es, als die Kirchen wieder einmal forderten, die Stadt solle doch endlich unsere Nudelmessenhinweisschilder abnehmen lassen. Stadtverordnete wollten die Situation endgültig klären und brachten eine Beschlussvorlage ein. In einem gemeinsamen Brief, der jedem einzelnen Stadtverordneten überreicht wurde, forderten die katholische, die evangelische und die baptistische Kirche Templins auf, diesen Antrag abzulehnen. Die lasen den Brief und stimmten dann mehrheitlich für seine Annahme. Die Schilder wurden unter dauerhaften Schutz gestellt.
Bierelujah, Schwestern und Brüder, welch ein Sieg.

Doch nun treibt mich die Sorge um. Könnte das unser letzter Sieg gewesen sein? Droht uns nun der Verlust der überwältigenden Unterstützung der Kirchen?
Voller Trauer müssen wir mit ansehen, wie die immer leerer werden. Christen, unsere bisher treusten Förderer, verlassen in Scharen die Herden ihrer Hirten. Sie verweigern ihnen mehr und mehr den Respekt und glauben schon lange nicht mehr, was sie die Schafe lehren möchten.

Es scheint an der Zeit, uns zu revanchieren und nun unsererseits die Kirchen zu unterstützen. Helfen wir ihnen, sich zu wandeln. In ganz Deutschland, welches Beispiel wäre da besser geeignet als wir, blühen die Vereine.

Malen wir den Kirchen das Bild einer glorreichen Zukunft, einer Zukunft ohne Körperschaft des öffentlichen Rechts, einer Zukunft unter dem Dach des Vereinsrechts. Welch unglaubliche Möglichkeiten sich da bieten. Die jahrhundertelangen Erfahrungen der Kirchen können in Traditionsvereinen gewahrt und das musikalische Erbe kann in Musikvereinen gepflegt werden. Wobei dann Knaben- und Kinderchöre vielleicht doch besser ausgenommen werden sollten. Sich als Trachtenvereine zu profilieren wäre eine besonders kostengünstige Variante, denn der Fundus an Kostümen ist überall vorhanden. Freunde des Zölibats können sich in Junggesellenvereinen zusammen finden. Wo man es lieber etwas lustiger hätte, kann man die Idee unseres katholischen Gemeindereferenten aufgreifen und als Karnevalsverein Furore machen.

Mit unserer Erfahrung auf diesem Gebiet sind wir gern bereit, bei der Ausgestaltung entsprechender Satzungen zu helfen.

Ramen