Dread Pyrat Higgs, der Chef der Kirche des FSM von British Columbia, hat mich gebeten, ihm doch einmal den Ablauf unserer Nudelmesse zukommen zu lassen.
Weil Zeremonien grundsätzlich wichtig für den Zusammenhalt einer Gemeinschaft sind, weil sie Freude machen und weil sie auch eine wunderbare Gelegenheit sind, andere Zeremonien zu parodieren, veröffentliche ich sie nun auch im Wort zum Freitag.
So ungefähr läuft die Freitagsmesse im Templin. Natürlich nicht wörtlich, manchmal vergesse ich was, manchmal fällt mir was neues ein.
Ihr könnt da also gern was an die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten anpassen, das ist kein Problem. Nur die Grundstruktur sollte, schon allein wegen des Wiedererkennungswertes, erhalten bleiben. Es soll vor allem keine wirklich eigene Zeremonie werden, sondern immer Parodie bleiben. Sonst droht die Gefahr, dass wir uns tatsächlich zu einer eigenen Religion entwickeln. Davon braucht die Welt aber nicht noch mehr, sondern bedeutend weniger.

Heilige Nudelmesse

1. Läuten
Die Nudelmesse wird eingeläutet mit einem Metallsieb und einem Holzlöffel. Am Ende werden die Besucher begrüßt und darauf hingewiesen, dass dies die einzige Art ist, wie wir Siebe nutzen.

2. Lobpreisung der Religion
Dabei werden die Vorzüge unserer Religion gepriesen:

– Wir sind die einzig wissenschaftliche Religion, denn wir sind zum ewigen Zweifel verpflichtet und haben alles zu hinterfragen

– Wir sind die friedlichste Religion, denn in unserem Namen wurde noch nie ein Krieg geführt, jemand getötet oder auch nur schräg angesehen.

– Wir sind die glaubwürdigste aller Religionen, denn trotz vieler Anstrengungen haben wir es nicht geschafft, die anderen Religionen an Absurdität zu überbieten.

– Wir sind die toleranteste Religion, denn wir geben als einzige eine Gott – zurück – Garantie

– Wir sind die ehrlichste Religion, denn wir geben als einzige zu, unser Gott ist ein Monster.

– Wir haben die besten Jenseitsversprechungen: Biervulkan und Stripperfabrik

– Wir sind die letzte Hoffnung für die Erde und werden als Piraten die Erderwärmung stoppen.

3. Lobpreisung der Reliquien
Hier kommen je Gruppe andere eigene Reliquien zum Einsatz, unsere werden nachgestellt oder der Punkt fällt weg.

Erste Reliquie: eine kleine Piratenfahne, die wir bei der Gründung unserer Kirche im Jahr 2006 gehisst hatten. Unter Zuhilfenahme geistiger Getränke haben wir alle gesehen, wie sich ein nudliges Anhängsel aus den Wolken schob und die Fahne sanft berührte.

Nach der Lobpreisung jeder Reliquie schließt der Nudler mit:
„Oh Wunder, wir preisen dich“
Die Gemeinde antwortet: „Ramen“ und legt dabei die Hände zum Monstergruß

Zweite Reliquie: Eine Flasche in der sich eine Zahnbürste und ein Stück nudliges Anhängsel befindet. Wir haben gerätselt, was uns das Monster damit sagen will, unsere Wissenschaftler haben es heraus gefunden:„Putzt euch die Zähne, und zwar mit Zahn – PASTA!“

Nudler: „Oh Wunder, wir preisen dich“
Gemeinde: „Ramen“

Dritte Reliquie: Ein Flasche weißer Rum.
In den Anfangsjahren haben wir uns in Privatwohnungen getroffen. Der Gastgeber musste Spaghetti kochen, die Gäste haben Getränke mitgebracht.
So auch einmal diese Flasche Rum.

1. Wunder: Wir haben vergessen, sie zu öffnen

2. Wunder: Der Gastgeber hat sie zur nächsten Messe mitgebracht.

3. Wunder: Wir haben wieder vergessen, sie zu öffnen

4. Wunder: Der Gastgeber hat sie wieder mitgebracht.

Da fiel es uns wie Schuppen von den Augen: Das ist unser größtes Wunder, ein Mehrfachwunder und diese Flasche, nun seit mehr als 10 Jahren verschlossen in den Händen von Piraten, unsere heiligste Reliquie.

Nudler: „Oh Wunder, wir preisen dich“
Gemeinde: „Ramen“

4. Gemeinsames Glaubensbekenntnis

Das wird, Stück für Stück, von einem Nudelholz vorgelesen, die Besucher falten die Hände zum Monstergruß und sprechen es nach:

Ich glaube an das Fliegende Spaghettimonster, die Mutter, der niemals die Energie ausgeht, die Gebärende des sphärenklingenden Himmels und der evolutionsfreien Erde.

Und glaube an Bobby Henderson, seinen Propheten, empfangen durch das World Wide Web, geboren von seiner lieben Mama, gelitten unter Kreationisten, genervt, gelangweilt und veralbert, hinabgestiegen in das Reich des Fundamentalismus.
Am dritten Tage aufgestanden zwischen Deppen, seine Website angegangen; sitzend vor seinem Laptop, dem allezeit flatline.

Von dort wird er kommen, zu parodieren die Dummen und Drögen. Ich glaube an das World Wide Web mit dem heiligen Pastafaritum, Gemeinschaft der Pastafari und ihres Monsters, Vergebung der Torheit, an den Bier-Vulkan und an die Stripper-Fabrik.

Ramen

5. Ein bissfest Burg ist unser Gott

„Nun kommt der kulturelle Höhepunkt unsere Messe, wir singen gemeinsam die ersten beiden Strophen des alten Liedes von Dr. Martin Nudler aus dem Jahre 1515.“

Dazu werden Textblätter ausgeteilt.
Der Text ist eine Parodie auf „Ein feste Burg ist unser Gott“ von Luther, die Melodie wurde übernommen.

Ein bissfest Burg ist unser Gott er braucht nicht Wehr noch Waffen.
Zu helfen uns aus aller Not das könn` wir selber schaffen.
Der altschwache Feind wird von uns beweint
Groß Macht und viel List ihm abgegangen ist
Den können wir bald streichen.

Mit unsrer Macht geht’s gut voran wird täglich neu geboren
Es streitet für uns jedermann dem nicht der Geist verdorben.
Fragst du, wie das ist, wenn du Selbstdenker bist?
Dir kein Dogma droht? Dann wirst du selbst zum Gott,
Kannst selbst dein Feld gestalten.

6. Das heilige Abendmahl

„Nach dem kulturellen Höhepunkt kommt nun der kulinarische, unser heiliges Abendmahl. Das ist auch für Veganer geeignet, denn wir haben keine kannibalistischen Tendenzen. Bei uns gibt es nicht Fleisch und Blut, sondern Nudel von Seinen nudligen Anhängseln und Bier von Seinem Biervulkan.“
Der Nudler gibt jedem aus dem bereits mit Spaghetti und einem Tropfen Olivenöl gefüllten Messgefäß je ein Spaghetti in den Mund und spricht: „Nudel von Seinen nudligen Anhängseln“. Um zu zeigen, wie das am besten geht, fängt er selber an.
Die Empfänger zeigen den Monstergruß, nach dem Verzehr sagen alle „Ramen“.

Der Nudler bittet die Gäste, sich eine Flasche Bier vom Alter auszusuchen, öffnet die und füllt das Messgefäß. Er gibt einen Schluck und spricht: „Bier von Seinem Biervulkan“. Alle antworten: „Ramen“
Dann dreht er das Gefäß ein kleines Stück und teilt den nächsten Schluck.

Als Letzter trinkt der Nudler alles aus und versucht zu rülpsen.

 

7. Das Monsterunser

Zum Abschluss der Messe beten wir gemeinsam das Monsterunser. Der Nudler liest es wieder Stück für Stück vom Zeremonienschwert vor, die anderen sprechen nach. Es wird der Monstergruß gezeigt.

8. Die Predigt

Die gibt es nur bei größeren öffentlichen Messen, in Templin setzten wir uns dann eher noch bei einem Kaffee in den Garten oder in die Küche und sprechen über das Monster und die Welt.