Seit einiger Zeit bin Mitglied der Fachgruppe Ornithologie des NABU Templin. Nicht, weil ich ein guter Ornithologe wäre, sondern eher um zu lernen. Die Atmosphäre und das Miteinander dort gefällt mir sehr und ich versuche, kein Treffen zu verpassen.
Ausgerechnet die Jahrestagung habe ich nun aber ausgelassen. Grund war der Veranstaltungsort, die NABU-Kirche Neu Temmen.

Ich habe schon Schwierigkeiten mit diesem Konzept der Zusammenarbeit. Es ist eben nicht die Kirche des NABU, sondern die der evangelischen Kirche. Die Verbindung mit dem NABU hat die Kirche nicht verweltlicht, sondern ihr geholfen, zu überleben und Fördermittel zu aquirieren.
Für mich ist es eine verrückte Idee, ausgerechnet eine Kirche zum Zentrum der Wissensvermittlung zu machen, wie auf der Webseite des NABU Templin zu lesen ist.

Wenn ich dann dort weiter lese

„Der Mensch ist immer Teil seiner Umwelt; eine Kirche, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, predigt den Erhalt der Natur. In diesem Kontext sehen wir die Einheit von NABU und Kirche, beispielhaft als NABU-Kirche Neu Temmen und über regionale Grenzen hinaus als erweitertes, zukunftsfähiges Modell des Glaubens vieler Menschen in Deutschland.“

bin ich einfach nur noch von den Socken.

Die Einheit von NABU und Kirche als zukunftsfähiges Modell des Glaubens vieler Menschen in Deutschland?
Eine Vision, die das Überleben des Aberglaubens durch die Verbindung mit Natur- und Umweltschutz rettet?
Irgendwie bringt mich das völlig durcheinander.

Ich mag den NABU, ich mag die Leute dort und ich schätze den Verfasser des obigen Zitates. Wir bauen gerade gemeinsam Ackerflächen von mir zum Biotop mit Heckenpflanzung und Insektenwiese um.

Aber das geht mir dann doch zu weit. In den Fachgruppen muss man nicht NABU-Mitglied sein, trotzdem hatte ich vor, das zu werden. Nun nicht mehr.

Ein Freund schrieb mir „Du musst die Kirche einfach nur als Gebäude sehen“. Wenn es nur so einfach wäre. Dieses Gebäude hat hohen symbolischen Wert. Jede Veranstaltung dort ist auch Werbung für die Kirche. Vielleicht war es eine taktisch kluge Idee, Christentum und Naturschutz, oder in dem Fall Schutz der Schöpfung zu verbinden um letzteren so zu fördern. In meinen Augen war das aber nicht nötig. Naturschutz setzt sich auch ohne diese Verbindung immer mehr durch. Der Gewinn ist eher auf Seiten des Aberglaubens.

Trotz allem hätte man es wohl nicht so streng sehen müssen wie ich, als ich deshalb nicht an der Jahrestagung teilgenommen habe.
Aber die fand unter dem Kreuz statt. Das ist ein Symbol, das für mich nicht für Glauben und Erlösung steht, sondern für Aberglauben und eine unendliche Kette von Unterdrückung und Gewalt.
Unter diesem Zeichen werde ich mich nie versammeln, egal aus welchem Grund.

…und nun würde mich eure Meinung zu dem Thema interessieren.

Versteht ihr mein Problem? Habt ihr ähnliche und wie geht ihr damit um?
Kennt ihr noch andere Beispiele, wo sich Kirche mit gut gelittenen Organisationen verbindet?