Wie zum Klabauter spricht ein Pirat?
Am 19. September ist „Sprich wie ein Pirat“-Tag, erzählte ich kürzlich einer Bekannten. „Wie spricht denn ein Pirat?“ fragte sie erstaunt. Eine gute Frage, die mich ins Grübeln brachte.
Die Antwort ist gar nicht so einfach. Piraten im goldenen Zeitalter der Piraterie um 1700 haben wohl kaum so gesprochen, wie es uns Hollywood heute zeichnet. Ein kehliges „Grrr“ klingt zwar schön verwegen, ist aber eher Klischee als historisch belegt. Die Crews waren bunt gemischte Mannschaften, ihre Sprache vermutlich ein Pidgin-English, gewürzt mit Seefahrerausdrücken und Flüchen. Schriftlich wurde ebenfalls einiges festgehalten. Verträge, Drohbriefe, Abmachungen. Piraten waren nicht auf den Mund gefallen.
Heute segeln wir in anderen Gewässern. Sprache hat sich verändert, und Piratensprache erst recht. Wir schreien nicht mehr „Feuer frei“ und drohen mit Entermessern, sondern zücken unsere Smartphones und posten Memes. Trotzdem liegt in der Idee noch immer ein Reiz.
Wer wie ein Pirat spricht, bricht mit dem Alltag,
macht das Verbotene greifbar, lässt kurz die alte Freiheit aufblitzen.
Piraten reden nicht, sie grölen. Sie verhandeln nicht, sie fordern. Sie bitten nicht, sie fluchen. Und doch hat selbst das Rüpelhafte eine Art von Charme. Vielleicht steckt genau darin die Faszination. Sprache als Waffe und Spielzeug zugleich.
Am Ende geht es also nicht darum, ob Piraten damals wirklich so sprachen. Es geht darum, was wir heute darin hören wollen. Wer Piratensprache ausprobiert, entdeckt ein Stück Rebellion, ein Stück Freiheit, ein Stück Humor und kommt auf jedem Fall dem Fliegenden Spaghettimonster näher.
Also hebt den Sprachschatz und die Krüge und probiert es selbst. Am 19. September oder an jedem anderen Tag. Denn was ist ein Pirat, wenn er nicht redet wie einer?
-Captain Kantelloni-
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