Es wurde wohl langsam Zeit, nach meinem Aufruf und dessen Medienecho endlich selbst zu handeln und Linguine nicht allein im Regen stehen zu lassen.
Geregnet hat es zur Zeit genug, die Ausstellung der Fotogruppe des Kunstvereins Templin, bei der auch ich einige Bilder zeige, hatte viel Zeit gekostet, war nun aber aufgebaut und am Sonnabend im hiesigen Rathaus eröffnet worden. Das bringt doch bestimmt ein paar Pluspunkte, dachte ich mir. Also ran an die Kanonen.
Erst mal galt es, beim Fotografen Munition zu fassen. War gar nicht so einfach. Den, zu dem ich wollte, gibt’s wohl schon seit Jahren nicht mehr, der nächste hatte erst am Nachmittag geöffnet, aber beim letzten hatte ich Glück. Freundlich wurde ich gebeten, das Kopftuch abzunehmen. Natürlich wollte ich so auf das Passbild, wie es unser Monster sich von uns wünscht: im Piratenoutfit. Meine Erklärung, es handele sich bei diesem Tuch um eine religiöse Kopfbedeckung, löste einen kurzen Moment des Zögerns aus, wurde dann aber ohne jede Bemerkung einfach akzeptiert.
Munition war gefasst, ab aufs Meldeamt. Dort wurde ich, natürlich immer noch mit Piratentuch, freundlich darauf hingewiesen, dass man meinen Antrag zwar entgegennehmen und an die Führerscheinstelle weiterleiten könne, aber die selbst sei in Prenzlau. Wenn es Fragen gäbe, womit wohl zu rechnen war, müsste ich eh dort hin. Tja, das war´s dann mit dem Heimvorteil.
Ab ins Auto also und zur Führerscheinstelle der Kreisverwaltung. Dort kam ich gleich dran.

Ich hatte mich vorbereitet und die Fotomustertafel, den Artikel aus Focus Online, in dem ein ADAC-Experte gute Chancen für einen Piratenführerschein sah, die Anerkennung der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e.V. als gemeinnützige Körperschaft (s.o.) sowie das Evangelium des FSM mit in meiner Umhängetasche. Als ich das Tuch als Teil meiner Religion erklärte, Artikel und Bescheinigung auf den Tisch legte, vermutete der Herr: „Ach, Sie sind wohl auch einer von denen mit dem Nudelsieb.“

War ich ja gar nicht, sondern einer von denen mit dem Piratenoutfit. Weshalb ich auch erklärte, das wäre nur ein Irrtum gewesen und tatsächlich müssten wir Pastafari Piratentuch oder -hut tragen. Dies nachzuweisen, wollte ich das Evangelium hervornehmen.  Das brauchte ich dann aber gar nicht. Vielleicht war ihm die Tatsache, dass die Bescheinigung mich als Vorsitzenden der Kirche des FSM Deutschland nannte, ausreichend genug sich zu sagen „Der muss es ja wissen.“

Damit war das Thema auch schon durch. Ich bekam eine Plastikkarte, musste damit zum Rechnungsautomaten um zu bezahlen und mit der Quittung wieder zurück. Da fragte dann die Kollegin am Schreibtisch gegenüber noch mal nach, was es denn mit unserem Glauben auf sich hätte, um dann zu resümieren: „Mir ist eigentlich egal, was jeder glaubt. Manchmal hilft es vielleicht sogar, zu glauben.“ Um mir dann voll zuzustimmen als ich meinte: „Ja, vor allem an sich selbst“.

Mein Sachearbeiter stellte mich noch darauf ein, bei mir würde es etwas länger dauern, wahrscheinlich so 4 Wochen. Nicht wegen des Piratentuchs, sondern weil meine Fahrerlaubnis noch in Dresden ausgestellt war und sie deshalb erst mal von dort die Unterlagen anfordern müssten. Vier Wochen, das lässt sich doch aushalten, oder?
Ihr seht, so schwierig ist das gar nicht. Deshalb bitte ich euch noch mal, unterstützt, ebenso wie ich, Linguine, indem ihr nachzieht. Schickt mir eure Berichte und, wenn möglich, auch eure Passbilder, damit ich sie hier veröffentlichen kann. Getreu dem alten Seeräubermotto: Ein Spaghetti bricht leicht, aber eine Packung hält schon was aus.
Wer möchte, bekommt von mir im Namen unserer Körperschaft eine Bestätigung, dass Piratentuch und -hut für uns religiöse Kopfbedeckungen sind. Sicher ist es für unsere Kirchenmitglieder leichter, sich als religiös auszuweisen. Aber auch Freibeuter sind echte Pastafari und nur auf das Religiössein kommt es an, nicht auf eine Mitgliedschaft.
Zum Schluss noch einen kleinen Tipp. Als ich fragte, was denn die Zusendung des Führerscheins kosten würde, schließlich sind es von hier bis Prenzlau rd. 50 km, bekam ich die Antwort: „Bei Umtausch wird grundsätzlich nicht versandt, da muss immer persönlich abgeholt werden“. Also bitte nicht geduldig Jahre warten, ob der Ausweis nun kommt oder nicht, sondern immer mal wieder nachfragen. 😉